Immer wenn man glaubt, dass es nicht mehr besser geht, kommt ein neuer Wiener Klang-Salon und überzeugt einen davon, dass Steigerungen ganz natürlich möglich sind. So geschah es auch am 6. November. Hans Muhr und Wolfgang Lackerschmid übertrugen ihre Faszination für das Material Stein mit Hilfe unserer wunderbaren Moderatorin und Sängerin Christina Zurbrügg so sympathisch und natürlich auf die Gäste, dass die Beletage zu einem Ort hellster Freude wurde.
Das begann auch gleich beim traditionellen Klang-Salon Begrüßungsjodler, den Christina Zurbrügg wie immer passend zum Instrument des Abends arrangierte. Dieses war am 6. November ein ganz seltenes Steinklanginstrument, eine Gramorimba. Ihren unterschiedlich langen Steinstäben entlockte der Komponist und Vibraphon-Virtuose Wolfgang Lackerschmid gleich zu Beginn des Abends wunderbar melodische und rhythmische Läufe rund um Christinas Akkordeon und Stimme. Jodeln auf höchstem Niveau, wie man es wirklich ganz selten genießen kann.
Genuss pur war dann auch das Interview mit Hans Muhr, dem bekannten Bildhauer und Erfinder des in die ganze Welt exportierten "Wiener Trinkbrunnens". Überaus lebendig und humorvoll erzählte der agile 85-jährige Künstler von seinen ersten Begegnungen mit der Faszination, die von Wasser und von Steinen über die es rinnt, ausgeht. Seit seiner Kindheit hat ihn diese nicht mehr losgelassen. Und nach einigen Jahren, in denen er als Lehrer tätig war, machte er seine Leidenschaft zum Beruf. Wasser und Stein wurden zur Berufung, das Bauen technisch ausgefeilter und künstlerisch beeindruckender Brunnen zur Lebensaufgabe. Über 4.000 sind es bislang wohl geworden und Hans Muhr ist noch lange nicht fertig. Voll Begeisterung erzählt er von neuen Projekten; in der Heimat ebenso wie in fernen Ländern wie Korea.

Einen 'kleinen' Zimmerbrunnen hat Hans Muhr zum Klang-Salon mitgebracht. Und das Interesse daran ist groß. Ist er doch nicht nur wunderbar anzuschauen, der pfiffig behauene Stein. Er ist innen hohl und enthält Vorrichtungen, die das Wasser auf ganz natürliche Weise ionisieren und befeuchten. Angenehm strömt Luft aus seinem Inneren, fließt das Wasser leise plätschernd im Kreislauf. Befreit atmen könnte man jetzt im Raum und ganz ruhig werden - wäre man alleine. Doch das Programm des Abends geht weiter und wir lösen uns langsam von den Erzählungen Hans Muhrs und wenden uns neugierig den Worten und Klängen Wolfgang Lackerschmids zu.
Dieser ist mit seinem insgesamt rund 150 Kilo schweren Instrument aus Augsburg angereist. Im Interview stellt er das seltene Instrument vor, das ihm vom Klangtherapeuten und Instrumentenbauers Rudolf Fritsche gefertigt worden ist. Die Gramorimba ist das einzige Lithofon, dessen Platten sowohl grund- wie auch obertongestimmt sind. Und diese Platten sind wertvoll und einzigartig. Bricht eine, ist wohl das ganze Instrument dahin. Ersatz gibt es dafür nicht wirklich. Zu speziell sind die Eigenschaften, die der Stein und dessen Bearbeitung mitbringen müssen, um die hohen Klangvorstellungen auch wirklich erfüllen zu können.
Die Klänge, mit denen Wolfgang Lackerschmid nach dem Interview mit Christina die Beletage erfüllt, gehen dann nicht nur ins Ohr sondern erfassen einen nahezu körperlich. Gekonnt virtuos lässt Lackerschmid seine unterschiedlichen Schlägel über und auf den Steinstäben tanzen, spielt Jazziges ebenso wie Traditionelles oder improvisiert zum Plätschern des Wassers aus Hans Muhrs Brunnen. Wir erleben die archaischen Klänge, schwebenden Töne und nie gehörten ‚akustischen Sensationen', von denen in unserer Ankündigung die Rede war, jetzt ganz nah, persönlich und eindrucksvoll. Kein Wunder, dass Wolfgang Lackerschmid nicht ohne Zugaben weggelassen wird.
Bevor Christian Krail und sein Team von Galerie Immobilien den Künstlerinnen für ihr Engagement dankten, erinnerte Krail die Gäste noch einmal an die eben angelaufene Crowdfunding-Aktion, mit der wir für das Schulprojekt von Mamadou Diabaté 35.000 Euro sammeln wollen.
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Nach einem letzten kongenial ausgeführten Jodler von Christina und Wolfgang sorgte das köstliche Lingenhel-Buffet wieder dafür, dass die Stimmung noch lange gut und fröhlich blieb.
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Fotos: Regina Hügli |